7 Fragen an den Chefarzt zu Rückenschmerzen

Falsche Haltung ist eine häufige Ursache für den Verschleiß der Wirbelsäule, aber auch Erbfaktoren wie die Qualität des Bindegewebes entscheiden über vorzeitige Verschleißerscheinungen. Bewegungsmangel und Übergewicht sind Gift für den Rücken: so leidet jeder dritte Deutsche bereits regelmäßig an Rückenschmerzen, jeder fünfte erleidet sogar einen Bandscheibenvorfall. Chefarzt Dr. Christian Schmincke, beantwortet 7 wichtige Fragen zur Entstehung von Rückenschmerzen und zur Behandlung mit Chinesischer Medizin.

1. Woher können chronische Rückenschmerzen kommen?

Chronische Rückenschmerzen können aus Sicht der Chinesischen Medizin verschiedene Ursachen haben. Sie werden beispielsweise durch fehlerhafte Spannungszustände von Muskeln hervorgerufen und verstärkt aber auch über seelische Themen beeinflusst. Im Hintergrund schwererer Rückenschmerzen stehen oft problematische Infektverläufe, deren Anfänge wiederum bis in die frühe Kindheit zurückreichen können.

2. Was unterscheidet die chinesische Diagnose von der schulmedizinischen?

Die Schulmedizin stellt bei Rückenerkrankungen die unmittelbaren Symptome in den Mittelpunkt. Die chinesische Medizin aber sucht nach den Ursachen für das Rückenleiden – und die können fernab der schmerzempfindlichen Körperregion liegen. Aufschluss über Krankheitsursachen geben Gewebebeschaffenheit, Stoffwechselvorgänge sowie Ausscheidungsprozesse und Wärmeverteilung. Beispielsweise können ein verschleppter Schnupfen oder langwierige Verstopfungen Gründe für Rückenschmerzen sein. Um dem auf die Spur zu kommen helfen Puls- und Zungendiagnose. Allein bei der Pulsdiagnose unterscheidet die TCM 30 Pulsqualitäten.

3. Was haben Rückenschmerzen mit einer Erkältung zu tun?

Aus Sicht der Schulmedizin nichts. In der Chinesischen Medizin gehen wir davon aus, dass ein nicht ausgeheilter grippaler Infekt – ein Schnupfen, eine Nebenhöhlenentzündung, ein chronischer Husten, der mit Schmerzmitteln oder Antibiotika unterdrückt wird – in den Tagen, Wochen und Monaten darauf einen Rückenschmerz hervorbringen kann. Ich frage sie, wann sie das letzte Mal krank waren. Meist stellt sich heraus, dass sie erkältet waren, bevor die Rückenschmerzen begannen oder der Bandscheibenvorfall eintrat.

4. Welche Mittel stehen zur Heilung zur Verfügung?

Basis chinesischer Therapie bilden immer die sogenannten fünf Säulen der TCM: chinesische Arzneitherapie, Akupunktur und Moxibustion, Körpertherapien, Qi Gong und Ernährungslehre. Je nach Ursache der Rückenerkrankung und Therapieverlauf gewichten wir die Säulen bei jedem Patienten ganz individuell. Sind Ausleitungsprozesse angezeigt, steht vor allem die chinesische Arzneitherapie im Mittelpunkt, für die ausschließlich qualitativ hochwertige Pflanzen Verwendung finden – auch hier individuell für den Patienten zusammengestellt und teilweise täglich neu angepasst. Begleitend haben sich Verfahren wie Schröpfen oder das Ansetzen von Blutegeln bewährt. Akupunktur löst zusätzlich Spannungszustände und belebt erschlaffte Muskeln.

5. Muss ich „mitarbeiten“ oder werde ich bequem geheilt.

Wir sind immer auf die Mitarbeit der Patienten angewiesen. Nur, wer sich aktiv an der Therapie beteiligt, profitiert vom nachhaltigen Erfolg der alternativen Behandlung. Viele Patienten führen die chinesische Arzneitherapie nach stationärer Behandlung zu Hause fort und lernen daher in der Klinik, wie sie ihre Arznei, so genannte Dekokte, selbst kochen. Aktive Körpertherapien wie Qi Gong helfen, festgefahrene Spannungsmuster zu mobilisieren. Denn letztendlich sind es auch ungenügende Bewegung und einseitige Belastung, die zu Krafteinbuße und Schmerzen führen können.

6. Gibt es eine „Allheil-Methode“, die bei jedem wirkt?

Wir alle sind anfällig für kindliche Sehnsüchte nach der Heilpflanze oder der Zauber-Hand, die immer hilft. Das ist nicht realistisch. Die chinesische Medizin hilft uns, erwachsen zu werden. Es gibt ja auch nicht den „einen“ Rückenschmerz. Die chinesische Medizin betrachtet jeden Patienten mit seiner individuellen Krankengeschichte und erstellt erst nach ausführlicher Anamnese einen ganz eigenen Therapieplan. Genau darin liegt eben auch ein wesentlicher Unterschied zur Schulmedizin.

7. Gibt es Allergien gegen die „typischen TCM-Kräuter“? Was dann?

In 40 Jahren intensiver Verordnungs- und Forschungstätigkeit konnte ich lediglich in zwei Fällen eine allergische Reaktion gegen eine chinesische Heilpflanze beobachten. Während der Verabreichung der Dekokte stehen Patienten immer unter ärztlicher Aufsicht. So können wir die Reaktion des Organismus kontrollieren und den Therapieverlauf ständig neu anpassen. Und: Eine auf den ersten Blick negative Reaktion des Körpers auf die Arznei kann eine positive Entwicklung für den Patienten und seine Erkrankung bedeuten.


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